Rotkreuz-Duo

Jemanden an seiner Seite wissen

Mariella Abler bewirkt Grosses in einer kleinen Wohnung in Opfikon. Sie sorgt mit alltäglichen Dingen für ein unabhängiges Leben. Wie ist das möglich?
Ein Rotkreuz-Duo-Tandem spielt gemeinsam ein Spiel

Hinter saftgrünen Bäumen und Sträuchern in Opfikon versteckt sich ein gelbes Wohnhaus. Darin wohnt eine Frau mit ihrem Kater Moritz. Beide haben etwas gemeinsam: Das Alter hat bei ihnen Spuren hinterlassen. Doch während Moritz die Tage am liebsten verschläft, möchte Karin Garnier sie nutzen und aktiv bleiben – sofern es ihr noch möglich ist. Denn die Herausforderungen im Alltag werden nicht kleiner. Die 89-Jährige ist geistig zwar noch topfit, jedoch ist es ihr körperlich kaum mehr möglich, ihren Haushalt sowie weitere Dinge ganz allein zu erledigen. Die Gelenke schmerzen und die Energie lässt schneller nach. Doch Karin Garnier ist keine Frau der Traurigkeit. Die Schwedin weiss zu handeln und bat das Zürcher Rote Kreuz um Hilfe.

In der vertrauten Umgebung

Es gibt Menschen, die den Alltag zwischen ihren vier Wänden zwar gut bewältigen, jedoch bei manchen Aufgaben Hilfe benötigen. Aus dieser Sachlage heraus lancierte das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) Kanton Zürich das Angebot Rotkreuz-Duo. Jeweils eine Freiwillige oder ein Freiwilliger steht der hilfesuchenden Person bei Aufgaben des täglichen Lebens zur Seite und sie erledigen diese gemeinsam. Somit das passende Angebot für Karin Garnier und auch für die Freiwillige Mariella Abler. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, nach ihrer Pensionierung anderen zu helfen. «Denn es gibt viele Leute, die Unterstützung brauchen und dankbar dafür sind», so die Pensionärin. Die freiwillige Arbeit ist sinnvoll und bewirkt aktiv Positives. «Das ist enorm schön zu sehen und man erhält ganz viel zurück», sagt Mariella Abler und strahlt. Sie steht mit einer vollen Einkaufstüte vor dem gelben Wohnhaus und leert gerade den Briefkasten von Karin Garnier. Die beiden sind seit Anfang 2020 ein Duo-Team des SRK Kanton Zürich.

Gemeinsam durch die Pandemie

«Hej, hej!» begrüsst Mariella Abler die Seniorin. Das ist Schwedisch und heisst so viel wie «Hallo». Mariella Abler besucht Karin Garnier jeden Donnerstagnachmittag in Opfikon. Seit dem Beginn der Pandemie geht sie jeweils für ihre Duo-Partnerin einkaufen. Davor sind sie gerne zusammen ins Glattzentrum «pöschtele» gegangen. Nun haben sie die Besuche aber auf die vier Wände beschränkt. «Ich bin erleichtert, dass ich mit Frau Abler so eine tolle Unterstützung erhalte», erzählt Karin Garnier. Die Freiwillige ist gerade damit beschäftigt, den Einkauf einzuräumen. «Bei den Batterien für die LED-Kerzen habe ich die richtige Grösse nicht gewusst», sagt Mariella Abler. «Ich schreibe mir gleich die Nummer auf und bringe sie Ihnen nächste Woche. Dafür habe ich heute eine süsse Überraschung für Sie.» Sie wedelt fröhlich mit einer Guetzli-Packung in der Hand. Karin Garnier lacht und sagt: «Ach, Sie kennen mich mittlerweile. Ich bin eine echte Naschkatze.»

Den Geist fit halten

Seit der Pandemie haben die beiden das Spiel Scrabble für sich entdeckt. Doch bevor der Denksport losgeht, staubsaugt Mariella Abler kurz das Bad und den Korridor. Im Bad steht das Katzenklo und Kater Moritz verteilt rundherum immer etwas Katzenstreu. Für den richtigen «Wohnungskehr» kommt alle 14 Tage die Spitex vorbei. Zusammen räumen sie auch noch das Geschirr aus der Spülmaschine. Ebenfalls fallen kleinere Aufgaben an, die sie gemeinsam erledigen. Danach gibt es Pfefferkuchen, Kaffee und eine Runde Scrabble. «Das Wortspiel hält den Geist fit», erklärt Karin Garnier und klopft sich mit dem Zeigefinger an die Schläfe. Beide sind konzentriert, reihen Buchstaben um Buchstaben auf das Brett, bis das Säckli leer und das Brett voll ist. 

Beitrag von SRF mitenand 

Am 17. Dezember 2022 waren Mariella Abler und Karin Garnier im Schweizer Fernsehen in der Sendung mitenand zu sehen. Die beiden fröhlichen Frauen erzählen von ihrer gemeinsamen Zeit. Der kurzweilige Beitrag der SRF-Journalistin Viveca Kammermann gibt einen guten Einblick in die Aktivitäten des Rotkreuz-Duos. 

Möchten auch Sie unterstützt werden?

Sie wohnen allein, wollen sich aber nicht mehr um alles selbstständig kümmern? Unsere Duo-Partnerinnen und - Partner haben Zeit für Sie! Sie stehen Ihnen bei Aufgaben des täglichen Lebens zur Seite und erledigen diese zusammen mit Ihnen.
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