Rotkreuz-Fahrdienst

Ausgebremst? Auf keinen Fall!

Ausgabe 3 / 2020
Eine solche Pandemie haben wir alle noch nie erlebt. Auch der Rotkreuz- Fahrdienst wurde komplett auf den Kopf gestellt. Das Wichtigste vorneweg: Dank der spontanen Hilfe und Solidarität vieler Menschen musste der Zürcher Fahrdienst auch in der Krisenzeit niemanden im Stich lassen.

Der grösste Einschnitt seit dem fast 70-jährigen Bestehen des Zürcher Rotkreuz-Fahrdiensts geschah am Freitag, den 13. März 2020, als die Covid- 19-Verordnung 2 um 15.30 Uhr in Kraft trat. Die Verordnung ordnete Massnahmen gegenüber der Bevölkerung und Organisationen an zur Bekämpfung des Coronavirus. Personen ab 65 Jahren durften von den Rotkreuz-Organisationen nicht mehr als Freiwillige eingesetzt werden, wenn sie dabei in direktem Kontakt zu andern Personen stehen.
Im Klartext: Rund 80 Prozent der freiwilligen Fahrerinnen und Fahrer fielen von einem Tag auf den andern komplett aus. Rein vom Alter her blieben dem Fahrdienst 227 Freiwillige unter 65. Von diesen fiel ein Teil aus persönlichen oder medizinischen Gründen (Risikogruppe) weg. Einer, der weiterhin fahren konnte, war Martin Fuss (Bild oben): «Für viele Fahrgäste war es ungewohnt, dass sie plötzlich hinten rechts sitzen mussten statt vorne. Aber abgesehen davon und von der Maske war es wie sonst auch. Die Patientinnen und Patienten waren extrem dankbar.» 

Sie alle waren sehr hilfsbereit und unkompliziert. Es waren durchwegs sehr gute Erfahrungen.»
Manuela Looser, Zürcher Rotkreuz-Fahrdienst

Grosse Solidarität in der Zürcher Bevölkerung

«Bereits vor der Covid-19-Verordnung 2 haben wir begonnen, die Fahrerinnen und Fahrer per Wochenpost über die sich ständig ändernde Situation zu informieren», erzählt Manuela Looser vom Zürcher Rotkreuz-Fahrdienst. Anfangs lag der Fokus bei der Sensibilisierung zu den Hygienemassnahmen und Verhaltensregeln. «Einzelne forderten früher strengere Massnahmen seitens der Organisation, während sich andere hingegen diskriminiert fühlten, als sie nicht mehr fahren durften. Beide Seiten sind nachvollziehbar. Es war ein Balanceakt für alle Beteiligten, das Richtige zu tun.»
Nach den grossen Einschränkungen nahm auch die Nachfrage nach Fahrten ab, weil nicht dringliche Arzttermine abgesagt wurden. «Trotzdem brauchten wir neue Fahrerinnen und Fahrer, um die zwingenden medizinischen Fahrten auszuführen, wie Dialyse, Chemotherapie, Bestrahlungen, Untersuchungen bei Diabetikern oder zwingende Blutabnahmen bei gewissen Erkrankungen », so Manuela Looser. Glücklicherweise meldeten sich zu diesem Zeitpunkt viele «Spontanfreiwillige». Darunter Angestellte, die im Homeoffice arbeiteten, oder Personen, die von Kurzarbeit betroffen waren. Aber auch Leute aus der Flugbranche, Piloten, Flight Attendants oder Personal vom Check-in und von Geschäften, die schliessen mussten. Die Palette der Hilfsbereiten war sehr breit, auch Selbstständige oder Studentinnen, die keine Vorlesungen mehr hatten, meldeten sich.
«Unsere Aufgabe war die Bestandesaufnahme und Koordination», erzählt Manuela Looser. «Wo haben wir zu wenig Freiwillige, wie gross ist die Nachfrage? Wo wohnen die ‹Spontanfreiwilligen›? Hat die Person ein Fahrzeug und den Führerschein?» Die notwendigen Fahrten konnten während des ganzen Lockdowns gemeinsam von den bisherigen sowie 170 temporären Fahrerinnen und Fahrern abgedeckt werden. «Sie alle waren sehr hilfsbereit und unkompliziert. Es waren durchwegs sehr gute Erfahrungen.»

Rotkreuz-Fahrdienst

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Wie weiter?

Nach den ersten Lockerungen im Mai hörten einige der «Spontanfreiwilligen» auf, da sie wieder arbeiten mussten. Gleichzeitig nahmen die Fahrten wieder zu, da wieder gewöhnliche Arzttermine möglich waren. So rekrutierte das Zürcher Rote Kreuz weiterhin temporäre Fahrerinnen und Fahrer, bis ab 8. Juni schliesslich Freiwillige über 65 wieder fahren durften. Einige haben lange darauf gewartet, wieder aktiv werden zu dürfen – andere wollen noch abwarten. Es ist natürlich auch im Fahrdienst nicht wie vorher, es gelten ein Schutzkonzept und Verhaltensregeln. Dennoch hat sich wieder eine gewisse Normalität eingespielt. An dieser Stelle möchten wir uns herzlich bedanken bei allen; denjenigen, die während des Lockdowns zusätzliche Fahrten machten oder die neu zum Fahrdienst kamen, aber genauso denjenigen, die Pause machen mussten und jetzt oder in Zukunft wieder im Einsatz stehen werden.