«Heute bin ich eine Schildkröte», erklärt meine siebenjährige Tochter. Mit diesen Worten gibt sie nach einem Streit den strittigen Gegenstand ihrer Schwester und wendet sich einem anderen Spiel zu. Schildkröte? Was hat es damit auf sich? In ihrer Schule fand kürzlich ein «chili»-Training statt. Von Gabriela Moser, erfahrene «chili»-Fachperson, erfahre ich den Hintergrund: Die Schildkröte ist ein Symbol für eine Art, wie man sich in einem Streit verhalten kann. Sie steht für «aus dem Weg gehen, fliehen».
Nicht alle streiten gleich
Vom Kindergarten bis zur Oberstufe gibt es von «chili» einen umfassenden Ordner mit verschiedenen Modulen, Hilfsmitteln und Spielen. Für die Unterstufe sind die Arbeitsblätter zum Thema Streit mit verschiedenen Tieren aufbereitet. «Nicht alle streiten gleich», erklärt Gabriela Moser. Es ist personen-, aber auch situationsabhängig. Manchmal ist man eben mehr Schildkröte, ein andermal wie ein Haifisch (kämpfen) oder man passt sich an (Teddybär). Das Ziel ist, dass die Konfliktparteien in die Verhandlung (Fuchs) kommen – und es einen Kompromiss gibt oder sogar ein Konsens entsteht.
Es geht bei «chili» aber nicht nur um die Lösung im Konfliktfall, sondern um Prävention, ums Sprechen und Zuhören und darum, gemeinsam Lösungen zu finden. Es geht um ein «Wir-Gefühl» und um Themen wie Freundlichkeit, Wertschätzung, Akzeptanz oder Empathie. «80 Prozent ist Prävention, 20 Prozent Intervention», fasst Gabriela Moser zusammen. Eine Übung von «chili» ist beispielsweise, die Kinder gegenseitig ihre Beobachtungen erzählen zu lassen. Wer hat was beobachtet? Haben andere etwas gesehen, das ich nicht gesehen habe? Was ist überhaupt ein Streit?