«Die Jugendlichen freuen sich besonders über Kosmetika und Pflegeprodukte», sagt Lucas Maissen, Institutsleiter des Schlupfhuus Zürich. Hier erhalten Jugendliche, die sich in Krisensituationen befinden, Unterschlupf und professionelle Beratung. Viele von ihnen haben häusliche Gewalt erlebt und können aktuell nicht mehr bei ihren Eltern wohnen. In ihrem schweren Alltag sorgen die Geschenke von «2× Weihnachten» für eine kleine Freude. Es ist aber nicht immer nur das Produkt an sich, das Freude bereitet. «Mit diesen kleinen Geschenken, zum Beispiel einem speziellen Duschmittel, bekommen die Jugendlichen auch die Botschaft ‹du bist es wert›», erklärt Maissen. Die Hygieneartikel werden im Schlupfhuus individuell an die Jugendlichen verteilt. Dabei kommt es immer wieder zu berührenden Situationen. Etwa als eine junge Frau es nicht fassen konnte, dass sie einfach so ein Produkt aussuchen durfte. «Später sagte sie, dass sie in diesem Moment das Gefühl hatte, nicht einfach allen Menschen auf dieser Welt egal zu sein. Das habe ihr sehr gutgetan», erzählt Maissen.
Rekordmenge
Neben dem Schlupfhuus Zürich haben 59 Organisationen aus dem Kanton Zürich – darunter auch das Zürcher Rote Kreuz selber – Waren von «2× Weihnachten» direkt an ihre Klientinnen und Klienten weiterverteilt. Insgesamt konnten so an rund 10'000 armutsbetroffene Menschen dringend benötigte Produkte abgegeben werden. Die Verteilaktion fand Anfang April in Kemptthal, auf dem Areal von «The Valley», statt. Über 50 Tonnen lange haltbare Lebensmittel sowie Kosmetik- und Hygieneartikel sind angeliefert worden – eine Rekordmenge. Der Bedarf war dieses Jahr im Kanton Zürich so hoch wie nie, hat doch die Corona-Pandemie zusätzlich viele Menschen in existenzielle Nöte gebracht.
Träger von «2× Weihnachten» sind das Schweizerische Rote Kreuz (SRK), die SRG SSR, die Post und Coop. Wie jedes Jahr wurden die Päckchen an den vergangenen Weihnachtstagen gesammelt. Vom SRK in Wabern bei Bern wurden sie sortiert und von da aus an die kantonalen Rotkreuz-Verbände verteilt. Am 31. März trafen im Kanton Zürich vier Lastwagen mit den Geschenken ein. Bis die Produkte abholbereit waren, haben in Kemptthal über 35 Freiwillige während vier Tagen umgepackt, was das Zeug hält.
«Armut sieht man den Menschen nicht an»
Anfang April konnten die sozialen Organisationen dann die fixfertig gepackten Taschen und Kisten mit den gewünschten Produkten in Empfang nehmen. Eine davon war auch der Verein «Aufgetischt statt Weggeworfen». Er verteilt Lebensmittel, die nicht mehr verkauft werden dürfen, an armutsbetroffene Menschen. Dieses Jahr konnte der Verein in der Gemeinde Langnau am Albis erstmals Produkte von «2× Weihnachten» in Empfang nehmen. «Unsere Klientinnen und Klienten freuten sich sehr über die lange haltbaren Lebensmittel», sagt Regionalleiterin Susan Ponti. Der Grossteil von ihnen sind Menschen, die Sozialhilfe und/oder Ergänzungsleistungen erhalten. Darunter hat es viele Familien mit Kindern, aber auch alleinstehende Personen. «Armut sieht man den Menschen nicht an», sagt Ponti. Sie spürt die Auswirkungen der Corona-Pandemie, der Verein erhält mehr Anfragen als normalerweise.
Unerwartete Freude
Lange haltbare Lebensmittel sind auch bei der Nachbarschaftshilfe Kreis 9 gefragt. «Bei uns sind Pasta, Öl, Zucker, Mehl und Kaffee besonders beliebt», sagt Monika Dohner, die Geschäftsleiterin. Die Freiwilligen des Vereins kümmern sich wie eine gute Nachbarin, ein guter Nachbar um Bewohnerinnen und Bewohner aus Altstetten, Albisrieden und Grünau. Sie bieten Unterstützung bei alltäglichen Besorgungen, der Kinderbetreuung und vielem mehr. Quartierbewohnerinnen und -bewohner mit knappem Budget haben Produkte von «2× Weihnachten» erhalten. Ein Erlebnis ist Dohner besonders in Erinnerung geblieben: Weil jemand seine Produkte nicht abgeholt hatte, erhielt eine alleinerziehende Mutter eine «zweite Portion». «Sie war überglücklich», erinnert sich Dohner. Die Mutter arbeitet in der Nacht, um ihre Kinder und sich über die Runden zu bringen. Dank «2× Weihnachten» wird ihr sehr knappes Haushaltsbudget entlastet. So unterschiedlich die Beschenkten auch sein mögen, eines haben sie gemeinsam: Die Geschenke sorgen bei ihnen für Entlastung und einen Moment der Freude.
Einblick in vergangene Verteilaktion
Die Aktion «2x Weihnachten» sorgt bereits seit 24 Jahren für Freude und Erleichterung bei armustbetroffenen Menschen. Wie die Verteilaktion im Jahr 2017 ausgesehen hat, erfahren Sie in folgendem Video.