Hilfe im Alltag

Wir sind da, wenn sonst niemand da ist

Ausgabe 2 / 2023
Das Zürcher Rote Kreuz unterstützt im Alltag, wenn dieser belastend ist oder eine Notsituation eintritt. Dabei sind die Rotkreuz-Hilfsangebote so vielfältig
wie das Leben selbst. Hier stellen wir drei Entlastungsangebote näher vor.
Kundin des Rotkreuz-Notrufs

Nicht alle haben das Glück, den Alltag gesund und mit genügend Energie zu bewältigen. Gesundheit und ein ausreichend grosses soziales Netz, das in Notfällen auffängt, sind leider nicht selbstverständlich. Auch das Alter bringt manch neue Herausforderung, weil nicht mehr alles so leicht von der Hand geht wie früher. Das Zürcher Rote Kreuz unterstützt mit verschiedenen Entlastungsangeboten Menschen im Kanton Zürich im Alltag. Ein bekanntes Angebot ist der Rotkreuz-Notruf

«Ich bin froh, dass ich im Notfall bei Ihnen Hilfe anfordern kann»
Notruf-Kundin, die an Drehschwindel leidet

Besonders für allein lebende ältere Menschen sind der Rotkreuz-Notruf und die Sicherheit, die er im Alltag bietet, enorm entlastend. Aber nicht nur die Betroffenen selbst, auch die Angehörigen schätzen das Angebot. Die Tochter einer verstorbenen Kundin bedankte sich mit den folgenden Worten bei uns: «Herzlichen Dank für die freundliche und angenehme Betreuung meiner Mutter. Der Rotkreuz-Notruf war ihr Schutzengel, der sie – und mich – besser schlafen liess.» Kundinnen und Kunden, die in einer Notlage sind, lösen mit dem Sender am Armband (Notfallknopf) den Notruf aus und erhalten so umgehend Hilfe.

Die Notrufzentrale ist rund um die Uhr persönlich für die Menschen in Not da. Je nach Situation werden die hinterlegten Kontaktpersonen angerufen, die einen Wohnungs- oder Hausschlüssel haben. Falls notwendig, wird in medizinischen Notfällen der Rettungsdienst aufgeboten. Vergangenes Jahr schickte die Notrufzentrale in 6956 Notfällen die nötige Hilfe. Ein Zusatzangebot für Notrufkundinnen und -kunden ist der telefonische Besuchsdienst Rotkreuz-Grüezi. Geschulte Rotkreuz-Freiwillige rufen an, fragen nach, wie es geht, und haben Zeit für ein Gespräch. Sie ermöglichen der angerufenen Person auf diese Weise einen regelmässigen persönlichen Kontakt und geben das gute Gefühl, nicht allein zu sein.

Ein Ort der Begegnung

Wer psychisch krank wird, verliert aufgrund der Krankheit oft sein soziales Netz. 85 Menschen mit einer chronisch psychischen Erkrankung finden in der Villa Vita, der ambulanten psychosozialen Betreuung des SRK Kanton Zürich, ein geschütztes Umfeld. In der Villa Vita können sie durch regelmässige Aktivitäten und soziale Kontakte ihre psychische Gesundheit stärken. Vergangenes Jahr entstand versuchsweise ein neues Gruppenangebot: die peergeleitete Recovery-Gruppe. Das heisst, eine selbst betroffene Person (Peer) betreut eine Gruppe nach dem Recovery-Ansatz. Dieser hat bei psychiatrischen Erkrankungen in den vergangenen Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Dabei geht es nicht um eine «Heilung», aber um einen Veränderungsprozess und die Möglichkeit, mit den Einschränkungen durch die Erkrankung ein befriedigen-hilfreich ist, und entsprechend wird es weitergeführt. Der Austausch innerhalb der Gruppe führte zum Kennenlernen neuer Fähigkeiten und zu Inputs im Umgang mit der jeweiligen Lebenssituation. Die Teilnehmenden fühlten sich gehört und verstanden.

Wenn Familien in Not geraten

«Nach drei Stunden Schlaf sieht die Welt definitiv wieder etwas bunter aus.» Das war die spontane Antwort einer Mutter auf die Frage, ob für sie die Unterstützung durch das Angebot der Kinderbetreuung zu Hause hilfreich war. Das Angebot richtet sich an Familien, die wegen eines Notfalls oder aus gesundheitlichen Gründen die Betreuung ihrer Kinder vorübergehend nicht mehr wahrnehmen können. Es melden sich täglich tief erschöpfte Familien sowie schwer kranke Elternteile und es erreichen uns auch vermehrt Anrufe wegen häuslicher Gewalt. 2022 erhielten im Kanton Zürich 289 Familien Unterstützung bei sich zu Hause durch Rotkreuz-Betreuerinnen.

Auch Todesfälle im näheren Umfeld können eine Familie in einen Ausnahmezustand versetzen. Eine junge Frau, deren Vater im Ausland tödlich verunfallte, brauchte jemanden, der auf ihr Baby schaute, damit sie ihre Mutter in dieser schlimmen Situation vor Ort unterstützen konnte. Nach vielen Telefonaten mit unseren Koordinatorinnen konnte doch noch jemand aus dem eigenen Umfeld einspringen, sodass der zuerst auf eine Woche angefragte Einsatz auf einen halben Tag reduziert werden konnte. Notfälle sind individuell und die Organisation der Einsätze ist teilweise sehr zeitintensiv. Menschlichkeit – einer der sieben Rotkreuzgrundsätze – bedeutet auch, gut zu beraten, zu vermitteln und sich Zeit zu nehmen, zuzuhören.