Redcross Clowns

In einer Nase verbirgt sich eine Welt

Fanny Zihlmann erzählt, wie sie Redcross Clownin geworden ist und warum sie das Clown-Sein fasziniert.
Gruppenbild der freiwilligen Redcross Clowns

Wir stehen im Kreis, die Kostüme haben uns schon zu einem grossen Teil in Clowns verwandelt, doch eins fehlt noch: die Nase. Wir drehen uns zur Wand, sehen die anderen nicht mehr und nehmen uns einen Moment nur Zeit für uns. Angeleitet von der Kursleiterin gehen wir gedanklich durch unseren Körper, um unseren Clown nicht nur äusserlich in Form unserer Kostüme zu zeigen, sondern ihn im ganzen Körper zu spüren.

Also zum Clown zu werden, nicht nur so auszusehen. Der Körper ist aufgewärmt und bereit, in die Rolle unseres Clowns zu schlüpfen. Und das erste Mal kommt nun das Aufsetzen der Nase. In diesem Moment, als wir uns zum ersten Mal die Nase aufsetzten und zum Clown wurden, wusste ich: Ja, das ist etwas für mich. Das bin ich.

30 angehende Redcross Clowns

Eine bunte, also wirklich bunte Gruppe, die wie wild tanzt, sich ausschüttelt, Grimassen schneidet, sich in ihrer Fantasiesprache unterhält, absurde Gangarten nachahmt, einander Sachen zeigt, die wir gut können. Dinge aus der Luft greift, Löcher in die Luft malt und ihrer fantastischen Kreativität keine Grenzen setzt. Das sind wir, Redcross Clowns. 30 motivierte Freiwillige, die am ersten Rotkreuz-Workshop in Social Clowning teilnehmen.

«Länder haben Grenzen. Die Fantasie kennt nicht nur keine, sie hat keine. Und genau das kann und möchte ich als Clownin Kindern in Asylzentren vermitteln.»
Fanny Zihlmann

Länder haben Grenzen. Die Fantasie kennt nicht nur keine, sie hat keine. Und genau das kann und möchte ich als Clownin Kindern in Asylzentren vermitteln. Ich habe keine Rolle gespielt auf dem Weg, den sie gemacht haben, bis sie hier waren. Aber ich kann jetzt eine spielen. Der Clown hat die Fähigkeit, mit der Grenze zwischen Menschen zu spielen, sie zu verwischen oder aufzulösen. Sie wahrzunehmen und zu respektieren ist hier der erste Schritt, um damit ins Spiel zu kommen.

Bekannte Übungen neu erlebt 
Durch den Workshop mit Nimrod und Keren habe ich auf spielerische Art und Weise erfahren dürfen, was mich in der Clownerie fasziniert. Ich bin in ein Themenfeld gestolpert, das mich nicht so schnell wieder loslässt. Ich studiere seit vier Jahren Theaterpädagogik und kenne deshalb viele Übungen, die wir im Workshop gemacht haben. Langweilig war mir nie, denn unter dem Fokus «Clown» habe ich diese Übungen noch nie gemacht. Aus der Sicht als Theaterpädagogin war ich überrascht, wie natürlich Nimrod und Keren den Workshop ohne oder mit nur sehr wenig sprachlicher Anleitung gestalteten. Da der Clown meist ohne Sprache spielt, wurden viele Übungen direkt pantomimisch umgesetzt.

Blick auf kleine Dinge 
Mich fasziniert das Feine im Clown. Die scharfe Wahrnehmung, die ich habe im Moment, wenn ich Clown bin, finde ich unglaublich. Durch das Clown-Sein entdecke ich in jedem Objekt und im Verhalten von Menschen Dinge, mit denen ich ins Spiel kommen kann. Die Nase nimmt mir jeden Zweifel oder die Hemmung, etwas auszuprobieren. Wie Pippi Langstrumpf schon sagte: «Das habe ich noch nie vorher versucht, also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe.»

Der Blick der Kinder auf Dinge oder Begebenheiten passt für mich zum Clown. Clown Dimitri hat einmal gesagt, dass der Clown wie ein Kind sei. Man schreibe dem Kind eine Naivität zu. Diese naive Art, Dinge zu entdecken oder sie als Clown neu zu entdecken, birgt für mich ein Potenzial von narrenfreier Fantasie, die man in jedes kleine Ding oder in das Nichts pflanzen und damit begeistern kann.

Lernen von den anderen 

Ich habe sehr gerne mit der ganzen Gruppe gearbeitet. Jede und jeder bringt mit seinem Clown etwas Eigenes und Spezielles mit. Ich fand sehr schön, dass es nicht darauf ankam, wer schon wie viele Erfahrungen gemacht hat. Es spielte auch keine Rolle, wie alt jemand ist, welche Sprache man spricht, wie sie oder er aussieht oder welchen Beruf man hat. Man konnte von jeder und jedem etwas mitnehmen. Sei es eine Gangart, eine bestimmte Grimasse oder der Akzent einer anderen Fantasiesprache. Für eine so grosse und heterogene Gruppe braucht es eine Klarheit beim Anleiten. Ich war beeindruckt, mit welcher humorvollen, klaren Verständlichkeit der Workshop angeleitet wurde. Ich kann für mich als Theaterpädagogin auch einiges mitnehmen an Methoden des Anleitens.

Ich freue mich, jetzt nach dem Workshop die ersten Male mit anderen Clowns in ein Asylzentrum zu gehen. Ich freue mich darauf, mit einer Narrenfreiheit auszuprobieren und jedes Mal meinem Clown auch etwas näherzukommen. Denn ich glaube, der Clown wird oder wächst während des Clown-Seins. Ich wünsche mir Begegnungen mit Menschen, aus denen beide etwas für sich mitnehmen können.