Weiterbildung

Neues Lernen

Ausgabe 1 / 2023
Wo lernen wir? Wie und wann eignen wir uns Kenntnisse und Erfahrungen an? Nicht nur in der Schule und Ausbildung – einen grossen Teil macht das informelle Lernen aus.
Zwei Freiwillige des Zürcher Roten Kreuzes üben an einer Weiterbildung gemeinsam die korrekte Patientenlagerung.

Wie findet eigentlich Bildung statt? Woher haben wir unsere Kompetenzen und unser Wissen? Menschen lernen auf unterschiedliche Art und Weise. Es ist erstaunlich: Ein grosser Teil an Fähigkeiten und Kenntnissen wird im informellen Bereich erlernt. Schätzungen gehen von einem Anteil über 70 Prozent dessen aus, was wir wissen und können. Als informelle Bildung bezeichnet man alles Lernen, das nicht auf den Erwerb einer formellen Anerkennung oder eines Abschlusses ausgerichtet ist. Informelles Lernen geschieht als gewolltes, selbstständiges und selbstorganisiertes Lernen, das nicht mit dem Ziel, ein Zertifikat zu erlangen, verbunden ist.

Genauso geschieht informelles Lernen auch als Erfahrungslernen, das mit einer Aktivität verbunden ist. Hier steht nicht das Lernen, sondern das Erfüllen einer Aufgabe oder das Erreichen eines Zwecks im Vordergrund. Das kann im Alltag sein, in der Freizeit, bei der Arbeit. Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass eines der wichtigen Motive, warum sich Menschen freiwillig engagieren, das Erweitern der eigenen Kenntnisse und Erfahrungen ist. Sie wollen etwas lernen. Lernen ist wichtig für die eigene Zufriedenheit: Es hält im Kopf jung, wir können gut auf Veränderungen reagieren und es eröffnet uns neue Perspektiven. Auch die persönliche Weiterentwicklung ist gemäss Freiwilligenmonitor 2020 der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft ein bedeutendes Motiv, um sich freiwillig für etwas einzusetzen – neben dem Spass an der Tätigkeit, dem Wunsch, mit anderen zusammenzukommen, und der Motivation, helfen zu wollen. Neues lernen und gleichzeitig Gutes tun – mit einem freiwilligen Engagement ist beides möglich.

Informelles Lernen beim Zürcher Roten Kreuz

Freiwilligenarbeit im Zürcher Roten Kreuz bietet vielfältige Orte des informellen Lernens. Ein grosses Lernfeld ist der Einsatz selbst: Im Kontakt mit den Klientinnen und Klienten, den Mentées, den Gastkindern und Gastjugendlichen, den Lernenden, den Arbeitssuchenden, den Fahrgästen und all den Menschen, die froh um eine Begleitung und Unterstützung sind, entstehen neue, wertvolle Erfahrungen und immer wieder auch über den Einsatz hinaus währende Freundschaften.

Ein weiterer Lernraum sind Kurse und Exkursionen, die das Zürcher Rote Kreuz für die Freiwilligen organisiert. Jedes Jahr sind es rund 700 Teilnehmende, die ein solches Weiterbildungsangebot besuchen. Verschiedene Kurse ermöglichen spannende Einblicke in spezifische Themen – diese reichen von Kinästhetik (wirkungsvolle Mobilisation) über Methodenkompetenzen bis zu Themen des Ausländer- und Asylrechts. Für neue Freiwillige gibt es die Einführungskurse «Das Rote Kreuz stellt sich vor». Führungen wie der geplante Besuch des Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondmuseums in Genf im März oder letzten Herbst eine geführte Wanderung auf dem Industriepfad von Bäretswil nach Bauma ergänzen das vielfältige Angebot.

Mobilisierungs-Kurse für Freiwillige

Letzten November nahmen zwölf Freiwillige an der Weiterbildung «Kinästhetik – Transfer und Mobilisation wirkungsvoll unterstützen» teil. Zwei von ihnen waren Beat Weibel aus Urdorf und Angelica Losa aus Schwerzenbach, die auf dem Bild oben zu sehen sind. Was ist ihnen aus dem Kurs besonders geblieben? «Die richtige Gewichtsverlagerung und Nutzung der Hebelwirkung ist extrem hilfreich bei der Mobilisierung von Menschen», meint Beat Weibel. Er ist pensioniert und fährt seit letztem September für den Zürcher Rotkreuz-Fahrdienst. Angelica Losa, seit über drei Jahren freiwillige Fahrerin, ergänzt: «Der Kinästhetik-Kurs war für mich lehrreich, da wir die Hilfestellungen für Patientinnen und Patienten direkt üben konnten und man dies auch privat bei Bedarf anwenden kann.»

Etwas für die Gesellschaft tun

Was hat die beiden Freiwilligen motiviert, sich im Fahrdienst zu engagieren? Angelica Losa erzählt: «Nach meiner Pensionierung wollte ich mich gerne auf freiwilliger Basis zur Verfügung stellen. Ich habe mich sehr schnell für das SRK Kanton Zürich entschieden. Der Fahrdienst ist für mich optimal. Die Personen, die wir transportieren, sind sehr dankbar, und der Kontakt zu ihnen ist auch für mich sehr bereichernd.» Bei Beat Weibel ist es ähnlich: «Meine Motivation ist, der Gesellschaft etwas zu geben. Es ist immer eine Freude, die Dankbarkeit der Fahrgäste zu spüren.» Dass sie dank dem Engagement auch ganz nebenbei etwas lernen, bestätigen beide: «Durch Freiwilligenarbeit wird im Austausch mit den Fahrgästen auch die eigene soziale Kompetenz gefördert. Die Gespräche geben oft eine Zufriedenheit auf beiden Seiten», so Beat Weibel.

Angelica Losa ergänzt: «Durch mein Engagement in der Freiwilligenarbeit lerne ich immer wieder aufs Neue, flexibel und konfliktfähig zu bleiben. Und auch, den Fahrgästen, die teilweise ein grosses Bedürfnis haben, sich mitzuteilen, gut zuzuhören, was von ihnen enorm geschätzt wird.» Neben dieser Art des Lernens «on the job» und der Weiterbildung zu einem bestimmten Thema sind weitere Lernformen in der Freiwilligenarbeit von zentraler Bedeutung: die Zusammenarbeit mit den Rotkreuz-Koordinatorinnen und -Koordinatoren, die Einbindung in eine Organisationsstruktur mit professionellen Arbeitsmitteln, der Erfahrungsaustausch mit andern Freiwilligen, aber auch gesellige Veranstaltungen in den Aktivitäten. Wichtig dabei sind auch die Erfahrungen der anderen, um voneinander zu lernen und sich gegenseitig zu unterstützen.

Helfen Sie Menschen in Ihrer Region

Möchten Sie sich freiwillig engagieren? Kontaktieren Sie uns oder erfahren Sie das Wichtigste über die Freiwilligenarbeit beim Roten Kreuz Kanton Zürich an unserer Infoveranstaltung. Wir freuen uns auf Sie!