Wird ein Schauspieler überhaupt ganz offiziell pensioniert?
Ja, auch Schauspieler werden ordentlich pensioniert und haben Anspruch auf eine AHV-Rente und Pensionskassengelder. Allerdings gelingt es vielen Berufskolleginnen und -kollegen aufgrund der unregelmässigen Engagements und des Status als Freischaffende nicht, während ihrer Berufskarriere regelmässig in die Altersvorsorge einzuzahlen. Aus meinem persönlichen Umfeld kenne ich keinen Schauspieler, der sich mit 65 Jahren zur Ruhe gesetzt hat – sei es aus finanziellen Gründen oder aus Leidenschaft für die Schauspielerei.
Wann haben Sie das erste Mal konkret an die Altersvorsorge gedacht?
Daran erinnere ich mich genau: 1994 hatte ich im Grillo-Theater in Essen ein Engagement für das Stück «Kabale und Liebe» von Friedrich Schiller. Mein Mitschauspieler war 64 Jahre alt. Er fragte mich, was ich für meine Vorsorge unternehme. Damit traf er einen wunden Punkt, weil ich mir bis zu jenem Tag noch keine Gedanken darüber gemacht hatte. Seine Geschichten von Berufskollegen, die im Alter von der Sozialhilfe abhängig sind, haben mir schlagartig die Augen geöffnet.
Was haben Sie dann unternommen?
Zuerst machte ich mir intensiv Gedanken über meine Wünsche. Dann legte ich für mich Folgendes fest: Meine Altersvorsorge soll so gesichert sein, dass ich mit 65 Jahren ohne finanziellen Druck entscheiden kann, ob ich in Pension gehen oder weiterarbeiten möchte.
Und, erreichen Sie Ihr Ziel von damals?
Ja, es scheint, als gelinge es mir – aber auch, weil ich bewusst sparsam gelebt habe. Die Engagements von Schauspielern sind sehr unregelmässig, und die Verlockung, sich nach einem lukrativen Job etwas zu gönnen, ist gross. Aber genau dann ist es wichtig, in die Vorsorge zu investieren und Geld beiseite zu legen.
Haben Sie sich schon überlegt, was Sie nach der Pensionierung machen werden?
Ich werde es sicherlich etwas ruhiger angehen. Wahrscheinlich erscheint das Leben eines Schauspielers gegen aussen für viele eher locker und glamourös. Das kann es hin und wieder auch sein. Auf der anderen Seite ist es auch sehr anstrengend, mit der eigenen Persönlichkeit immer in der Öffentlichkeit zu stehen. Die Terminpläne für Proben und Drehs sind zudem heutzutage sehr eng und der Zeitdruck gross. Zusammen mit meiner Frau habe ich bereits einmal eine mehrmonatige Auszeit genommen. Wir beide reisen sehr gerne und es gibt noch viele Länder zu erkunden. Insbesondere gefallen mir Länder mit ausgedehnten Naturlandschaften: Kanada, Alaska, Namibia, Botswana … Und ich freue mich darauf, wieder mehr Bücher zu lesen und öfters Zeit mit Freunden zu verbringen. Sicher werde ich auch mit über 65 Jahren die Schauspielerei fortführen. Ich werde mich aber auf das konzentrieren, was mir am meisten Freude bereitet. Zurzeit sind dies vor allem Lesungen und Spielfilme.
Machen Sie sich Gedanken zum Alter?
Mein Vater ist 101 Jahre und meine Mutter 93 Jahre alt. Da komme ich nicht drum herum. Aber auch unabhängig davon setze ich mich mit dem Thema aktiv auseinander. Ich habe bereits zwei Menschen beim Sterbeprozess begleitet. Die Auseinandersetzung hilft mir selber, keine Angst vor dem Tod zu haben. Ich male mir aber keine Szenarien des Alters aus, denn man weiss sowieso nicht, was da kommen wird.
Finden Sie Zürich eine gute Stadt, um hier alt zu werden?
Ich wohne etwas ausserhalb der Stadt. Aber ich geniesse die Nähe zu Zürich sehr und mir gefällt der Gedanke, hier alt zu werden. Die Stadt ist schön und überschaubar, hat ein reiches Kulturangebot und natürlich den See! Zudem leben viele meiner Freunde hier und etwas vom Wichtigsten im Alter ist sicherlich das soziale Umfeld.
Was ist Ihnen persönlich ein Anliegen zum Thema Alter?
Mir ist der Respekt vor älteren Menschen sehr wichtig! Das vermisse ich manchmal in unserer Gesellschaft. Man darf und soll nie vergessen, was diese Leute in ihren jüngeren, vitalen Jahren geleistet haben und welche Erfahrungen sie haben.
Haben Sie sich mit den Themen Testament, Vorsorgeauftrag oder Patientenverfügung beschäftigt?
Ich bin einer der vielen, die diese Themen zwar auf der persönlichen To-do-Liste haben, sie aber stetig aufschieben. Mit meiner Frau und meiner Tochter habe ich jedoch schon ausführlich und öfters darüber gesprochen. Sie kennen meine Vorstellungen, was ein lebenswertes Leben für mich bedeutet.