Mobil sein

Sicher reisen in Tram und Bus

Ausgabe 1 / 2019
«Wir sollten wieder mehr miteinander reden», sagt VBZ-Sicherheitsexperte Heinz Illi. Was dies mit mehr Sicherheit in den öV zu tun hat, erfahren Sie in diesem Beitrag.
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«Für nur eine Station setze ich mich nicht hin, weil ich nicht mehr so schnell bin», sagt eine ältere Dame am kostenlosen Präventionstraining der VBZ. Das ist zwar verständlich, kann aber schlimmstenfalls mit einer Hirnerschütterung und Knochenbrüchen enden. Bei einer Notbremsung ist es kaum möglich, sich selbst genügend festzuhalten – gerade wenn man nicht mehr sicher auf den Beinen ist und auch die Kraft in den Händen nachlässt.

«Ich kann den Fahrerinnen und Fahrern ja nicht sagen, dass sie nicht mehr bremsen dürfen», meint der Kursleiter Heinz Illi mit einem Augenzwinkern. Deshalb ist es wichtig, den Passagieren das richtige Verhalten näherzubringen. Dafür machen die VBZ vieles – Präventionskampagnen, Kurse, Lautsprecherdurchsagen. Daneben gibt es diverse Projekte und Tests im Dienste der Sicherheit.

Immer mehr Passagiere

Die VBZ analysiert regelmässig die sogenannte Schadenstatistik (2017 waren es 2159 Schadenereignisse, davon 513 Unfälle mit Körperverletzung). «Seit 2014 beobachten wir mehr Stoppunfälle», berichtet Heinz Illi. Der städtische Verkehr wird immer dichter, und neuere Entwicklungen wie die Ablenkung durch Smartphones haben einen negativen Einfluss auf die Sicherheit.

Die VBZ bewältigen über 50 Prozent der städtischen Mobilität. Es gibt 258 Trams, 225 Busse und 630 Haltestellen. Täglich reisen mit den VBZ fast eine Million Passagiere, Tendenz steigend. Deshalb ist die Unfallprävention langfristig ein Schwerpunkt.

Was tun, wenn der Sitzplatz besetzt ist?

Zurück zu der älteren Dame. Was soll sie tun, wenn der Sitzplatz neben der Tür besetzt ist, alle in ihr Handy starren und keiner aufsteht? «Unbedingt eine der sitzenden Personen ansprechen. Zum Beispiel: Ich bin nicht mehr so schnell und sicher auf den Beinen, würden Sie mir bitte den Platz hier neben der Tür freigeben?» Auch vor dem Aussteigen andere um Hilfe bitten: beim Aufstehen oder für das Drücken des Halteknopfes bzw. des Rollstuhl-Knopfes. Dieser ist nicht nur für Gehbehinderte, sondern für alle, die mehr Zeit beim Ein- oder Aussteigen benötigen. Die Tür geht erst dann wieder zu, wenn die Fahrerin oder der Fahrer die Tür zum Schliessen freigibt.

Rücksicht aufeeinander nehmen

Heinz Illi fährt selber oft Tram und Bus – er ist darüber hinaus auch Trampilot – und rät: «Wir sollten wieder mehr miteinander sprechen und mehr Rücksicht aufeinander nehmen.» Wer fit und gesund ist, sollte nicht direkt den Sitz an der Tür wählen. Der Sicherheitsexperte erklärt, dass vor allem zu Stosszeiten oft nicht bemerkt wird, wenn jemand Hilfe benötigt. Das sei meist nicht böser Wille, sondern mangelnde Aufmerksamkeit. Viele Passagiere vertiefen sich in ihr Handy, lesen etwas oder hören Musik. Die Kursteilnehmenden nicken und sind sich einig: Viele Passagiere stünden auf für ältere Personen, wenn sie es denn bemerkten. «Genau», meint Heinz Illi, «und wer danach fragt oder jemanden antippt, erhält in der Regel sofort Hilfe der Mitfahrenden.»

Vorsicht mit dem Rucksack

Ein Wunsch einer älteren Kursteilnehmerin ist: Wer einen Rucksack trägt, soll darauf achten, dass andere im Gedränge oder beim Umdrehen damit nicht gestossen werden. Ein weiterer Tipp für diejenigen, die in der Mobilität eingeschränkt sind: «An der Haltestelle vorne bei der weissen Blindenrillplatte warten.» Trams und Busse halten immer so an, dass man von da direkt beim Chauffeur einsteigen kann. Man darf den Fahrer oder die Fahrerin auch gerne ansprechen und auf sich aufmerksam machen. Auch gut zu wissen: Ausser der Linie 15 findet auf jeder Tramlinie mindestens jede zweite Fahrt mit einem Niederflurfahrzeug statt. Die VBZ-Busse sind bereits alle niederflurig.