Jugendrotkreuz

Ein turbulentes Jahr

Die wechselnden Einschränkungen wegen Covid-19 forderten eine stete Neuorganisation, innovative Ideen und noch mehr Engagement von allen Beteiligten. Doch das hielt die jungen Freiwilligen nicht davon ab, für Benachteiligte da zu sein und mit neuen Projekten zu unterstützen. Franziska Obrist, Leiterin Jugendrotkreuz (JRK), berichtet.

Was war besonders im Corona-Jahr 2020 für das JRK?

Im JRK sind wir es gewohnt, flexibel zu arbeiten. Durch die partizipative Zusammenarbeit mit jungen Freiwilligen gibt es jedes Jahr viele Veränderungen in den Aktivitäten. Letztes Jahr waren jedoch all unsere 20 Programme gleichzeitig betroffen und mussten immer wieder individuell besprochen und angepasst werden. Das war eine grosse Herausforderung. Während des Lockdowns im Frühling entstanden acht «Corona-Projekte». Unter anderem die Online-Hausaufgabenhilfe für Kinder mit Unterstützungsbedarf, ein karitativer Lieferdienst, eine Einkaufshilfe für Risikogruppen oder ein telefonisches Vorlese-Angebot für Bewohnende eines Blindenwohnheims. Regulär geplante Aktivitäten wurden verschoben oder fanden mit weniger Teilnehmenden unter massgeschneiderten Schutzkonzepten statt.

Wie sahen die Schutzkonzepte konkret aus?

Erst wollten wir ein Schutzkonzept für das ganze JRK erstellen, haben aber schnell gemerkt, dass dies nicht funktioniert, da alle Aktivitäten in unterschiedlichen Räumen stattfinden und sich an verschiedene Zielgruppen richten. So gibt es etwa Spielnachmittage für asylsuchende Kinder, ein «First Wednesday Dinner (FWD)» für Jugendliche oder Generationenprojekte in Alterszentren. Für alle Aktivitäten waren kreative Lösungen gefragt. In den Alterszentren haben die Freiwilligen beim gemeinsamen Brettspiel für jede Person einen eigenen Würfel organisiert und eine Freiwillige für das Verschieben der Figuren bestimmt. Beim «FWD» haben Freiwillige das Essen unter strengen Hygienemassnahmen zubereitet und allen Anwesenden einzeln serviert, dabei mussten die Abstände eingehalten werden.

Und die Gruppenaktivitäten für Kinder, konnten diese stattfinden?

Die Spielnachmittage für asylsuchende Kinder wurden nach draussen verlegt. Die Freiwilligen haben Spielideen gesammelt, die man in der Gruppe durchführen kann und bei denen die Abstände eingehalten werden können. Als Einstiegsritual hat sich das Bewegungslied «Kopf, Schulter, Knie und Fuss» bewährt. Die Herbstferienwoche Sport und Kochen (Spoko) 2020 hatte ebenfalls ein eigenes Schutzkonzept. Die Teilnehmenden und Freiwilligen teilten sich in gleichbleibende Kleingruppen auf, um die Anzahl Kontakte zu reduzieren. Auch das Kochen fand unter strengen Hygienemassnahmen statt. So konnte diese Ferienwoche für Kinder aus sozial benachteiligten Familien stattfinden.

Wofür setzt sich das JRK ein?

Im Fokus stehen im JRK Begegnung und Austausch. Dass dies in einigen Bereichen auch online möglich ist, bewiesen die beliebte Online-Hausaufgabenhilfe, aber auch Weiterbildungen für Freiwillige und Austauschtreffen, die über Videokommunikation stattfanden. Es gibt auch online tolle interaktive Möglichkeiten, deshalb bieten wir diese Aktivitäten auch 2021 an. Ich wünsche mir aber dennoch sehr, dass wir bald wieder mehr persönliche Begegnungen und Austausch ermöglichen können. Neue Menschen kennenzulernen und bei gemeinsamen Aktivitäten den eigenen Horizont zu erweitern, fehlte. Trotz physischer Distanz setzte sich das JRK jedoch auch vergangenes Jahr für freudige Abwechslung im Alltag von benachteiligten Menschen ein.