Berufsvorbereitung

Den Berufseinstieg schaffen

Axel unterstützt im SRK-Bildungszentrum als Freiwilliger Jugendliche bei der Lehrstellensuche.
Axel unterstützt Gonçalo beim Berufseinstieg.

«Wie bei einer Bewerbung auf ein Stelleninserat habe ich vor drei Jahren meinen Lebenslauf an das Zürcher Rote Kreuz gesandt», erzählt Axel schmunzelnd. «Ich wollte mich nach meiner Pensionierung bei einer Institution engagieren, die mit Menschen zu tun hat. Da empfahl mir jemand das Rote Kreuz.» Danach fand ein persönliches Gespräch statt, das ihm als sehr spannende Begegnung in Erinnerung geblieben ist.

Aufgrund seiner Lebens- und Berufserfahrung schlug ihm das Zürcher Rote Kreuz drei verschiedene Tätigkeiten vor: ein Engagement für Menschen mit psychischer Beeinträchtigung, ein Mentoring-Programm für Geflüchtete oder die Klassenassistenz in einem Berufsvorbereitungsjahr im SRK-Bildungszentrum. Als ehemaliger Lehrer hat er sich sofort für Letzteres begeistert. Seither unterstützt er als freiwilliger Klassenassistent Jugendliche beim Schreiben ihrer Bewerbungen. Im Computerraum schaut er mit den Schülerinnen und Schülern in kleinen Gruppen parallel zum Unterricht deren Bewerbungen durch und beantwortet ihre Fragen. 

Grosse Dankbarkeit

«Ich war viele Jahre Lehrer für die Mittelstufe, also für 10- bis 13-Jährige. Es hat mich nach der Pensionierung gereizt, mit der Altersgruppe 16 bis 22 zu arbeiten. Es interessiert mich, was die jungen Menschen beschäftigt», erklärt Axel seine Motivation. Gonçalo war ein Teilnehmer aus einer der letzten Klassen, die vor einiger Zeit ihr Schuljahr abgeschlossen haben. Was bedeutete ihm die Unterstützung? «Sehr viel. Ich spürte, dass ich nicht allein bin und immer jemanden zum Reden habe, wenn ich Hilfe brauchte. Das Rote Kreuz war für mich ein Zufluchtsort. Hier hatte es immer jemanden, der mich unterstützte und motivierte. Das war gerade bei der Lehrstellensuche sehr wichtig für mich.» Der 19-Jährige hat dank dem Rotkreuz-Brückenangebot eine Lehrstelle als Assistent Gesundheit und Soziales in einer Pflegewohngruppe in der Stadt Zürich gefunden.

Hilfe beim Deutschlernen

Bei vielen Schülerinnen und Schülern sind die fehlenden Deutschkenntnisse eine grosse Hürde für den Berufseinstieg. Vor einem Jahr wurde Axel vom Zürcher Roten Kreuz angefragt, ob er – zusätzlich zu seinem Engagement als Klassenassistent – einem jungen Kolumbianer ergänzend Deutschunterricht geben würde. Dessen Praktikumsgeber hatte in Aussicht gestellt, dem Schüler eine Lehrstelle anzubieten, unter der Voraussetzung, dass er innerhalb eines Jahres sein Deutsch entscheidend verbessere. Und es hat geklappt! Solche Erfolgserlebnisse sind auch für Axel eine grosse Freude. Für ihn bedeutet Menschlichkeit «Empathie, sich unvoreingenommen jemandem zuwenden, sich auf Augenhöhe begegnen». Für sein Engagement ist ihm ein Leitgedanke aus einer früheren Weiterbildung in Erinnerung geblieben: «Sich hineingeben, sich befassen, und merken, wenn man zurückgehen kann oder soll.»

Ressourcen aufzeigen

Er sei kein Coach, meint Axel bescheiden. Diese Rolle hätten die Klassenverantwortlichen des Roten Kreuzes. «Ich versuche dennoch, nicht nur zu korrigieren, sondern auch Anregungen zum Nachdenken zu geben.» Einfach nur helfen zu wollen, genüge bei einer Bewerbung für eine Lehrstelle im Pflegeberuf nicht. Er wolle die Jugendlichen dabei unterstützen, ihre Ressourcen kennenzulernen, und auch, ihre teilweise negativen Lernerfahrungen der Vergangenheit zu überwinden. Manche haben eine Abwehrhaltung entwickelt oder schlicht keine Lernstrategie. Da kann er als erfahrener Lehrer und Aktivierungstherapeut neue Wege aufzeigen. Gehen aber müssen die Jugendlichen ihren Weg selber.