Integration

Mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede

Ausgabe 1 / 2023
Drei verschiedene Rotkreuz-Tandems erzählen vom bereichernden Austausch, Kennenlernen unterschiedlicher Kulturen, Helfen und Lernen. Sie geniessen die gemeinsam verbrachte Zeit und lernen gleichzeitig fürs Leben
Zwei junge Männer, die ein JRK-Tandem bilden, sitzen an einem Tisch in einem Café und schauen gemeinsam auf ein iPad.

Begleitung im Alltag

Hamid und David sind ein Tandem des Zürcher Jugendrotkreuzes (JRK) und treffen sich seit letztem April regelmässig. Im Programm geht es darum, dass junge Freiwillige eine junge Migrantin oder einen jungen Migranten im Alter von 16 bis 25 Jahren im Alltag begleiten. «Wir verbringen immer eine schöne Zeit miteinander. Ich freue mich jedes Mal, David zu sehen, und er kann mir in vielen Bereichen helfen», erklärt Hamid. David unterstützt Hamid bei den Hausaufgaben, beim Deutschlernen oder bei der Erkundung von Zürich. Er studiert an der Pädagogischen Hochschule und ihm ist es wichtig, mit Menschen aus möglichst verschiedenen Hintergründen in Kontakt zu sein. So bleibe das Leben spannend, meint er.

Ich darf erleben, dass wir am Ende des Tages doch mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede haben.
David, Rotkreuz-Freiwilliger

Zum Beispiel ist beiden jungen Männern Hilfsbereitschaft sehr wichtig. Für Hamid bedeutet Menschlichkeit, anderen Leuten zu helfen. Er ist sehr hilfsbereit. David sagt, es sei ihm wichtig, Hamid einzubinden in Dinge, die sie verbinden. Sie spielen beide Volleyball und treiben gern Sport. Das ist ideal, um zusammen etwas zu unternehmen. Dabei erleben sie auch immer wieder lustige Momente. «Im Sommer gingen wir an ein Konzert in Zürich-Wollishofen», erzählt Hamid. «Ich dachte, wir hätten für den Rückweg zu Fuss nur 20 Minuten zum Bahnhof Stadelhofen. David meinte, wir brauchen mehr Zeit. So schlossen wir eine Wette ab. Wir sind vom Gemeinschaftszentrum Wollishofen bis zum Stadelhofen gerannt.» Und wer hat die Wette gewonnen? «Wir brauchten mehr als 20 Minuten, also David. Dafür gewinne ich im Billard immer gegen ihn», schmunzelt er.

Einstieg in das Berufsleben

Ein anderes Rotkreuz-Tandem bilden Hanspeter und Zviad. Sie nehmen am Programm «Perspektive Arbeit» teil. Hier ist es das Ziel, dass eine freiwillige Mentorin oder ein freiwilliger Mentor eine geflüchtete Person gezielt bei der Arbeits- und Ausbildungssuche begleitet. Hanspeter berichtet: «Ich versuche durch Zuhören herauszufinden, welche Absichten und Bedürfnisse Zviad hat. Darauf erkundige ich mich bei Fachleuten, in meinem Umfeld und recherchiere im Internet, welche Möglichkeiten bestehen und für seine Situation realistisch sind. Das diskutiere ich mit Zviad und unterstütze ihn bei der Umsetzung. Ich erlebe es als Bereicherung. Ich lerne viel über andere Kulturen, andere Menschen und werde gefordert, Lösungsvorschläge zu erarbeiten und zu diskutieren.»

Hanspeter war im Berufsleben im Personalbereich tätig und kann sein Wissen gut bei «Perspektive Arbeit» anwenden. Das Tandem trifft sich seit März 2022. Zviad erzählt, dass er ein Praktikum bei einer Firma machen konnte und seit einigen Monaten als Chauffeur im Einsatz sei. Sein Ziel sei der Bereich Logistik und Transport. Er wolle dort den Einstieg finden und sich später weiterbilden. «Wenn ich arbeite, kann ich meine Familie unterstützen und werde unabhängig.» Der Familienvater kennt das Rote Kreuz schon seit 1994, als er in Georgien Unterstützung erhielt. «Ich bin sehr dankbar für die Hilfe, die das Rote Kreuz leistet.» Er ist verheiratet, hat drei Kinder und lebt in Wädenswil. «Mir und meiner Familie gefällt es hier sehr gut, die Menschen sind sehr nett.»

Ankommen in der Wohnregion

Um in einer neuen Wohnregion anzukommen und sich wohlzufühlen, ist das Knüpfen von neuen sozialen Kontakten ein wichtiges Element. Mit «come together» entdecken geflüchtete Menschen für eine befristete Zeit gemeinsam mit Freiwilligen die Wohnumgebung und können sich leichter vernetzen und ankommen. Das Tandemprogramm ist Teil der Integrationsförderung des Kantons Zürich und wird vom SRK Kanton Zürich in Andelfingen und Winterthur angeboten.

Manijeh, Teilnehmerin aus Winterthur, traf sich während sechs Monaten wöchentlich mit der Weinländerin Nadine. «Obwohl wir das Programm unterdessen abgeschlossen haben, sind wir immer noch regelmässig zusammen unterwegs», erzählt Nadine. «Ich engagiere mich gern in verschiedenen Bereichen. Ich bin Teil einer Running-Gruppe von Sportegration in Winterthur oder helfe bei einer Hilfsorganisation im Lager mit, Kleider zu sortieren. Meine Motivation ist, zu helfen, mit Menschen unterwegs zu sein und etwas im Leben zu teilen. Ich schätze den Austausch sehr und es ist spannend, da Manijeh und ich sehr verschiedene kulturelle Hintergründe und Prägungen haben.» Manijeh meldete sich unter anderem auch bei «come together», um ihre Sprachkenntnisse zu verbessern. Sie lernt intensiv Deutsch und möchte so bald wie möglich eine Ausbildung beginnen.

Ich habe viel von Nadine gelernt, über die Kultur in der Schweiz, aber auch vieles andere. Wir haben denselben Humor und ähnliche Interessen. Ich konnte nicht nur meine Sprachkenntnisse verbessern, sondern habe auch eine supertolle Freundin gewonnen.
Manijeh, Teilnehmerin «come together»