Die 42-jährige Sana Al Mor ist vor neun Jahren mit ihrer syrischen Familie in die Schweiz gekommen. «Ich wollte nicht nur als Geflüchtete gesehen werden. In einem Bereich zu arbeiten, in welchem ich etwas lernen und weitergeben kann, gab mir auch eine andere Identität.» Als sie vom Pilotprojekt SPIRIT hörte und angefragt wurde, sich zu engagieren, war für sie sofort klar, dass sie das machen möchte.
Einzigartiges Projekt
Bei SPIRIT werden Geflüchtete verschiedener Erstsprachen in einem achttägigen Kurs als sogenannte «Laientherapeutinnen oder -therapeuten» ausgebildet. Das Ziel ist, dass sie anderen geflüchteten Personen eine niederschwellige psychologische Intervention anbieten können. Diese heisst «Problem Management Plus» (PM+) und wurde von der WHO entwickelt. Sana Al Mor spricht Arabisch und Englisch und kann deshalb ihre Hilfe einer grossen Anzahl von Geflüchteten anbieten.
Die Rotkreuz-Projektkoordinatorin Tabea Bilang verdeutlicht: «SPIRIT deckt mehrere einzigartige Punkte ab. Da die Interventionen in der jeweiligen Erstsprache der Betroffenen stattfinden, können sich diese besser ausdrücken und nehmen die Informationen einfacher auf.» Der Bedarf an psychosozialer Unterstützung ist seit vielen Jahren ausgesprochen hoch und der Personalmangel im Gesundheitswesen verstärkt die Problematik der fehlenden Therapieplätze. Die Wartezeit für einen Therapieplatz bei einer spezialisierten Institution kann bis zu einem Jahr dauern. «Diesem Problem wirken wir entgegen – ohne das Fachpersonal ersetzen zu wollen. Personen mit einem erhöhten Bedarf werden an Fachstellen vermittelt», berichtet Tabea Bilang.
Umfassende Strategien
Sana Al Mor erklärt das Hauptziel der Interventionen: «In mehreren Sitzungen lernen die Geflüchteten Strategien, um mit Belastungen im Alltag besser umzugehen.» Aufgrund von belastenden Erinnerungen, Überforderung am neuen Wohnort und den damit einhergehenden Schwierigkeiten ist es für sie nicht immer einfach, den Alltag zu bewältigen.