«mitten unter uns»

Sprache und Verständnis fördern

259 Freiwillige engagierten sich, 395 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene profitierten. Dies sind die wichtigsten Zahlen aus dem Jahr 2019 zu «mitten unter uns». Das Integrationsangebot ist aber viel mehr als das – es ist Lernort, fördert die Verständigung, verbindet Lebenswelten.

Eine gute Verständigung ist entscheidend in der Schule und später im Beruf. Menschen dabei zu unterstützen, sich gegenseitig besser zu verstehen, das hat sich das Integrationsangebot «mitten unter uns» zum Ziel gemacht. Denn nicht nur fremdsprachige junge Menschen profitieren, auch die engagierten Freiwilligen lernen Neues dazu. Daniela Wachter (rechts im Bild) zum Beispiel, seit über drei Jahren freiwillige Betreuerin im Sprachtreff in Zürich-Wiedikon, sagt: «Ich habe viel über Zusammenarbeit im Team und fremde Kulturen gelernt. Oft fragen wir: Und wie ist das bei euch in der Heimat? Die Jugendlichen erzählen gern.» Und so üben und verbessern sie spielerisch ihre Sprachkenntnisse in einem ungezwungenen Rahmen ausserhalb der Schule.

«Als ein Jugendlicher in den Sprachtreff kam, der noch gar kein Deutsch konnte, kommunizierten wir mit Bildern sowie Händen und Füssen. Sehr eindrücklich war, wie er nach zwei Jahren schon richtig gut Deutsch sprach.»
Daniela Wachter, Freiwillige

Im Jahr 1993 hatte eine Lehrerin die Idee, freiwillige Gastfamilien zu suchen für ihre fremdsprachigen Schülerinnen und Schüler. Durch regelmässig gemeinsam verbrachte Freizeit zwischen Deutsch sprechenden Gastgebenden und fremdsprachigen Kindern wollte sie das gegenseitige Verständnis fördern. Fremdsprachige Kinder konnten so ihre Sprachkenntnisse verbessern und gleichzeitig einen Einblick in den hiesigen Alltag erhalten. Was im Kleinen mit wenig Einzelgastverhältnissen begann, ist heute ein wichtiges und bewährtes Integrationsangebot des Zürcher Roten Kreuzes, das seit 2009 auch Sprachtreffs beinhaltet. In diesen betreut eine Gruppe von Freiwilligen rund zehn fremdsprachige Kinder, Jugendliche oder junge Erwachsene in einem Gemeinschaftsraum, wo sie zusammen ein Abendprogramm gestalten.

«Zusammen sein, sich zu treffen, sozial zu sein. Das gefällt mir.»
18-jähriger Teilnehmer des Sprachtreffs Zürich-Wiedikon
Die Grundidee von «mitten unter uns» ist damals wie heute aktuell und überzeugend. Die operative Umsetzung ist gesellschaftspolitischen Veränderungen aus dem Umfeld unterworfen – mal gibt es regionale Wartelisten, mal zu wenig Teilnehmende. Der Sprachtreff Uster für Jugendliche und junge Erwachsene wurde Ende 2019 nach eingehender Analyse wegen mangelnder Nachfrage der Teilnehmenden geschlossen. So werden wieder Ressourcen frei für andere Standorte, wo die Situation ganz anders sein kann, beispielsweise in der Stadt Zürich. Fallweise gibt es aber auch viele interessierte Freiwillige in einer Region, in einer andern mangelt es an Interessierten. Die Mitarbeitenden des SRK Kanton Zürich sind gefordert, das Angebot laufend zu überprüfen, zu analysieren und die richtigen Massnahmen zu treffen. Nur so können fremdsprachige Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene profitieren und gleichzeitig die Freiwilligen ihren Kompetenzen und Interessen entsprechend eingesetzt werden – ob in einem der derzeit neun Sprachtreffs oder als Gastgebende in einem Einzelgastverhältnis.

Zurück zum Sprachtreff in Zürich-Wiedikon: Auf die Frage an die Jugendlichen und jungen Erwachsenen, was ihnen denn hier gefalle, gibt es begeisterte Antworten. «Alles!» «Zusammen sein, sich zu treffen, sozial zu sein.» «Um Schweizerinnen und Schweizer zu treffen.» «Wir können unser Deutsch verbessern und erhalten Hilfe bei den Hausaufgaben.» Sie kommen alle sehr gern. Das merken die Freiwilligen auch daran, dass sie regelmässig kommen und beim Abendprogramm – Kochen, Gespräche, thematische Workshops, Spiele, Unterstützung bei den Hausaufgaben – immer sehr engagiert mitmachen.