Erfahrungsbericht

Habibulla, Journalist und Teesommelier aus Ostturkistan

In diesem Bericht erzählt Habibulla von seiner Herkunft und wie es dazu kam, dass er mit seinem Tandempartner von «come together» eine Teeplantage im Tessin besucht hat.
Ein Teilnehmer von "come together" während eines Ausflugs auf einer Teeplantage.

Ich heisse Habibulla, bin 47 Jahre alt, Uigure und komme aus Ostturkistan. Seit Sommer 2022 mache ich beim Programm «come together» des Zürcher Roten Kreuzes mit. 

Meine Geschichte in wenigen Worten

Ostturkistan liegt im Westen von China und ist seit 1949 von den Chinesen besetzt. Die Uiguren werden von China brutal unterdrückt. Weil ich mich politisch für die Rechte der Uiguren eingesetzt habe, kam ich ins Gefängnis und wurde schwer gefoltert. 2016 konnte ich in die Türkei fliehen. Meine Familie konnte später auch fliehen, sodass wir glücklicherweise wieder zusammen sind. Es wurde jedoch für mich zu unsicher dort, weil die Türkei zum Teil China im Kampf gegen die Uiguren unterstützt. Daher bin ich im November 2018 in die Schweiz gekommen.

Mein Tandempartner und ich

Mein Tandempartner bei «come together» heisst Beat. Er ist 67 Jahre alt und pensioniert. Wir treffen uns einmal wöchentlich. Beat ist sehr fit und macht oft Sport. Die Aktivitäten, die wir zusammen unternehmen, sind: Spazieren, manchmal Bergwanderungen, Besuch von Museen oder auch einfach Deutsch trainieren. Wir haben es sehr gut zusammen und er ist mittlerweile zu einem Freund von mir geworden. So gehört er irgendwie zu meiner Familie und vermittelt mir Heimatgefühle. 

Ein Selfie eines Freiwliligen und Teilnehmers von "come together".

Wie ich zur Teeplantage kam

Von einer Besitzerin eines Teeladens habe ich erfahren, dass es in der Schweiz eine kleine Teeplantage im Tessin auf dem Monte Verità gibt. Das war für mich eine grosse Überraschung. In meiner Heimat war ich Teesommelier, und es entstand natürlich der Wunsch, diesen Teegarten zu besuchen. So bin ich kürzlich mit meinem Freund Beat und seiner Frau mit den öV nach Ascona und auf den Monte Verità zu dieser Teeplantage gefahren. Wir trafen uns in Winterthur am Hauptbahnhof. Beat hat den Ausflug sehr gut organisiert.

Auf der Teeplantage

Am Vormittag waren wir im Teegarten. Es war wirklich erstaunlich, wie gut die Teepflanzen dort wachsen. Neben dem Teegarten gibt es ein Teehaus (Casa del Tè). Der Garten gehört einem Schweizer namens Tobias. Er erzählte uns die Geschichte, wie es zustande kam, dass in der Schweiz Tee angepflanzt wurde. Vor dem zweiten Weltkrieg wollten Menschen schon in Norditalien Tee anpflanzen. Wegen des Krieges mussten sie dieses Projekt wieder fallen lassen und danach wurde es nicht mehr aufgenommen. Vor etwa zwanzig Jahren griff Tobias mit anderen Leuten dieses Projekt in Ascona auf. Auch erzählte er uns, dass es heute in der Bretagne Bestrebungen gibt, dort Tee zu kultivieren. Wir haben uns lange über Tee unterhalten und ich habe ihm gesagt, dass ich in meiner Heimat viel Schwarz- und Grüntee produziert habe. Er war sehr an meinen Erfahrungen und meinem Wissen interessiert. Daher hat er mich zur nächsten Teeernte im kommenden Frühjahr eingeladen, wo ich ihm bei der Teeproduktion helfen kann.

Ein Freiwilliger und ein Teilnehmender des Tandemprogramms "come together".

Zum Tagesabschluss

Zum Mittagessen luden mich Beat und seine Frau in ein tolles Restaurant hoch über dem Lago Maggiore ein. Das Essen war typisch italienisch und sehr lecker. Als Dessert gab es in der Casa del Tè Tee-Eis. Nach dem Essen fuhren wir mit einem kleinen Bus nach Ascona und haben einen Spaziergang an der Seepromenade gemacht. Es war wirklich ein sehr toller Tag! So gut wie nach diesem Tag habe ich schon jahrelang nicht mehr geschlafen. 

Helfen Sie mit!

Möchten Sie geflüchtete Einzelpersonen oder Familien aus der Region Andelfingen und Winterthur unterstützen? Melden Sie sich als Freiwillige oder Freiwilliger für «come together» an. An der Informationsveranstaltung erfahren Sie mehr über den Einsatz als Tandempartnerin oder Tandempartner. Wir freuen uns auf Sie!