Was macht uns glücklich? Und wie lässt sich Glück im Alltag erleben? Antworten auf diese Fragen liefert die Glücksforschung: Es ist bekannt, dass soziale Beziehungen wesentlich sind für unser Glücksempfinden. Ein gemeinsames Erlebnis, ein Kinoabend oder ein gutes Essen tragen mehr zu unserem Wohlbefinden bei als ein neues Handy. Das zeigt: Erfahrungen machen glücklicher als Besitztümer. «Alle Studien zeigen, dass Freizeitaktivitäten, die der Gemeinschaft dienen, einen wesentlich höheren Zuwachs an Zufriedenheit bringen als etwa eine Gehaltserhöhung », erklärte der Sozialforscher Jürgen Schupp im Magazin «Focus Gesundheit». Neben unseren Genen und Persönlichkeitsmerkmalen sind es also vor allem die Verbundenheit mit anderen Menschen, die Arbeit und eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung, die unser Glücksempfinden beeinflussen.
Wer seine sozialen Beziehungen und seinen Alltag aktiv gestaltet sowie verschiedene Aktivitäten und Interessen verfolgt, schafft gute Voraussetzungen für ein glückliches Leben. Viele Menschen möchten das eigene Glück weitergeben und mit anderen Menschen teilen. Ein freiwilliges Engagement ermöglicht genau dies: Man kann etwas weitergeben und bereichert gleichzeitig das eigene Leben mit einer sinnstiftenden Aktivität in der Freizeit. Dies empfindet auch die Rotkreuz-Freiwillige Corina Lo, die eine junge, geflüchtete Frau bei der Arbeitsintegration begleitete. «Durch die Einblicke in das Leben und die Kultur meiner Mentee gewinne ich neue Perspektiven und werde zu spannenden Reflektionen angeregt», erklärt sie. Ihre Erfahrungen zeigen auch: Freiwilliges Engagement ist ein Geben und Nehmen. «Die enorme Dankbarkeit und Wertschätzung, die mir entgegengebracht werden, machen mich selbst dankbarer und zufriedener », sagt sie. Freiwillige Arbeit, so schreibt Arbeits- und Organisationspsychologe Theo Wehner von der ETH Zürich in seinem Buch «Psychologie der Freiwilligenarbeit», entsteht aus dem Bedürfnis, sich zugehörig zu fühlen, sich sinnvoll zu betätigen und sich selbstbestimmt einzusetzen.
Auch für Corina Lo ist der sinnstiftende Aspekt ihrer Tätigkeit zentral. «Gemeinsam mit meiner Mentee ihren Platz in der Gesellschaft zu finden sowie ihre grossen Erfolge in der Schule, Fortschritte beim Zurechtkommen in der Schweiz oder bei ihren Deutschkenntnissen mitverfolgen zu dürfen, macht auch mich als Begleiterin stolz und glücklich, da Glück bekanntlich ansteckend ist», meint sie. Glücklicher dank Freiwilligenarbeit? Dazu sagte Theo Wehner in einem Gespräch: «Helfen hilft, und zwar nicht nur jenen, die Hilfe benötigen, sondern auch jenen, die helfen. Freiwilliges Engagement hilft der freiwilligen Person, Erfahrungen zu sammeln, zu lernen, ihrem Anspruch nach Gerechtigkeit und den persönlichen Werten Ausdruck zu verleihen, sozialen Kontakt zu haben und vieles mehr. In der Summe dieser Funktionen könnte Glück entstehen, auf jeden Fall sollte sich das Wohlbefinden erhalten oder sogar steigern lassen.» Einiges davon trifft auch auf Corina Lo zu, die durch ihre freiwillige Tätigkeit viel Neues dazugelernt hat: «Insbesondere über die Angebote für Flüchtlinge und allgemein über die Flüchtlingspolitik in der Schweiz. Des Weiteren habe ich auch einiges über mich selbst und meinen Umgang mit anderen Menschen gelernt», erzählt die junge Frau.
Helfen ist unbezahlbar
Die Freude an der Tätigkeit ist gemäss der Erhebung «Freiwilligenmonitor Schweiz 2020» der häufigste Grund, freiwillig tätig zu sein. Es ist das meistgenannte Motiv (70 Prozent) zur Frage, warum sich Freiwillige in Vereinen und Organisationen engagieren. Zweithäufigste Nennung: «mit anderen Menschen zusammenkommen» (56 Prozent), dicht gefolgt von «anderen Menschen helfen» (52 Prozent).
Engagierte möchten in der Freiwilligenarbeit mit anderen Menschen zusammenkommen, mit ihnen etwas bewegen und dabei auch helfen und etwas zurückgeben. «Durch mein freiwilliges Engagement kann ich bereits im Studium, das in der Schweiz ebenfalls stark von der Gesellschaft gestützt wird, der Gesellschaft etwas zurückgeben», bestätigt dies Corina Lo.
Nebst der Verbundenheit mit anderen Menschen und einer erfüllenden Tätigkeit spielt es für unser Glücksempfinden auch eine Rolle, worin wir den Sinn in unserem Leben sehen. Doch wer legt fest, was der Sinn des Lebens ist? «Sinn ist etwas sehr Persönliches. Wer in der Arbeit, ob zu Hause, im Geschäft oder im Verein, Sinn zu generieren vermag, der fühlt sich selbst verwirklicht», so Arbeitspsychologe Theo Wehner. «Wir sind es, die den Dingen, die wir tun, Sinn verleihen. Deshalb ist es auch müssig, nach dem Sinn des Lebens zu fragen: Wir sind es, die dem Leben Sinn verleihen.»